Schlichte Funktionalität, die Epochen überdauert. Enzo Maris Entwürfe stehen nicht für den Glamour der Designwelt. Das war auch nie sein Ziel. Nicht einmal als Designer verstand er sich, sondern als Künstler. Am 27. April wäre er 90 Jahre alt geworden. Zu diesem Anlass nehmen wir uns die Zeit für ein Portrait über diesen ungewöhnlichen Freigeist.
„Die Welt wurde nicht
für die Reichen entworfen.“
Enzo Mari
Geboren in Novara, in der Region Piemont in Norditalien, ging er mit 20 Jahren nach Mailand zum Studium, wo er sein Leben lang blieb. Sein Werk beschränkt sich nicht allein auf Produktentwürfe: Er experimentierte und forschte, hielt Vorlesungen und Vorträge, plante komplette städtische Einrichtungen. Er erhielt drei Mal den renommierten Compasso D’Oro Award und ist mit seinen Arbeiten in zahlreichen Ausstellungen vertreten. Jahrzehnte bevor der Begriff Nachhaltigkeit allgegenwärtig wurde, legte er schon Wert auf Prozesse, die im Einklang mit den Arbeitsbedingungen und Umwelt stehen, und auf Produkte, die für uns alle gemacht sind.
Darum sind seine Produkte auch von so schlichter Raffinesse, denn sie überdauert jeden Trend und trotzt dem Dogma der Designwelt, man müsse das Rad stets neu erfinden. Seine Sitzmöbel, wie beispielsweise der Magis Mariolina Stuhl, sind ganz auf das Wesentliche reduziert und stehen für Praktikabilität im Alltag. Aus robusten, strapazierfähigen Materialien gefertigt und stapelbar, eignet sich der Stuhl sowohl für den privaten Raum als auch den Objektbereich und fügt sich in seinem essentiellen Design nahtlos in jeden Einrichtungsstil ein. Der Erfolg seines Konzepts gab ihm recht und so entstand mit dem Magis Mariolina Mono Stuhl im Jahr 2020 eine Neuauflage als monochrome Version, die sich in ihrem Minimalismus der Endlosigkeit hingibt.
Enzo Maris Anspruch an Langlebigkeit zeigt sich vor allem auch in seinen Accessoires, die er für das italienisches Designhaus Danese Milano entwarf. Im wahrsten Sinne des Wortes zeitlos sind aber wohl seine ewigen Kalender. Der Danese Milano Calendario Bilancia von 1959 etwa kombiniert Nussbaum-, Linden-, Buchen-, Ahorn- und Palisanderholz, die Angaben auf den schmalen Streben werden mittig zum aktuellen Datum angeordnet, während der Danese Milano Timor Tischkalender, der seit den 70ern wohl so manchen Schreibtisch ziert, und der Danese Milano Formosa Wandkalender auf robusten Kunststoff beziehungsweise Aluminium zurückgreifen, um eine möglichst lange Lebensdauer zu gewährleisten.
Doch der Designer, der kein solcher sein wollte, machte in seiner Kreativität längst nicht bei den „Großen“ Halt. Spielzeug, Möbel – kaum ein Objekt muss wohl so viel aushalten wie etwas in einem Kinderzimmer. Der Magis Me Too Seggiolina Pop Kinderstuhl besteht aus geschäumtem Polypropylen – ideal zum Spielen, weil das leichte, stoßfeste Material fast Allem standhält und sich die Nachwuchs-Designkenner nicht daran verletzen können. Und kindgerecht muss es natürlich trotzdem sein, deswegen ist die Farbpalette nicht ganz so reduziert, wie wir das von ihm sonst gewohnt sind.
Enzo Mari – das enfant terrible der Designwelt – hat uns nicht nur praktische Alltagsgegenstände hinterlassen, sondern vor allem ein Lebensgefühl: Die Objekte, die uns umgeben müssen zu uns passen, nicht wir zu ihnen.