
Die im Jahre 1919 in Weimar gegründete Kunstschule Bauhaus hat Architektur, Design und Kunst auf eine vorher nie dagewesene Art zusammengeführt. Die Schule steht bis heute repräsentativ für Funktionalität und nüchterne Sachlichkeit – und hat Generationen von Designern und Architekten inspiriert und geprägt.
1925 zog das Bauhaus von Weimar nach Dessau um. Und das war weit mehr als ein reiner Ortswechsel: Mit dem Einzug in das von Walter Gropius entworfene neue Schulgebäude begann die Phase, für die das Bauhaus bis heute bekannt ist. Es wurde experimentiert, entworfen, gebaut – und Geschichte geschrieben.
Damals revolutionär, bis heute relevant
Der freiheitliche Ansatz des Bauhaus war es auch, der sich in einer Vielzahl unterschiedlichster Entwürfe wiederfand. Viele der dort entstandenen Objekte sind weltberühmt und auch heute noch zeitlose Klassiker.
Dazu gehören auch die Leuchten von Wilhelm Wagenfeld, allen voran die Tecnolumen Wagenfeld Tischleuchte, auch bekannt als die „Bauhaus-Leuchte“. Wagenfeld entwarf sie 1924 bereits als junger Bauhausschüler zusammen mit seinem Kommilitonen Carl Jakob Jucker. Ein weiteres Beispiel für Wagenfelds klare Ästhetik ist die Tecnolumen Wagenfeld WG 27 Tischleuchte mit ihrem konisch geformten Schirm. Seine schnörkellosen, funktionalen Entwürfe sind ein Paradebeispiel für die Bauhaus-Philosophie.
Eine weitere Ikone, die ihren Ursprung im Bauhaus hat, ist die Kaiser Idell-Serie von Christian Dell. Er war ab 1922 für drei Jahre Werkmeister in der dortigen Metallwerkstatt, wo unter anderem auch Wagenfeld und Jucker seine Schüler waren. Schon zu seinen Bauhaus-Zeiten arbeitete er an Leuchten für die industrielle Produktion. Doch erst Anfang der 1930er Jahre entstanden schließlich die Leuchten, die ihn berühmt machen sollten: Die schlichte Fritz Hansen Kaiser Idell 6556-T Tischleuchte und die Kaiser Idell 6631-T Luxus Tischleuchte, die durch viele Einsätze in Fernsehkimis der 1960er und 1970er auch als die „Kommisarleuchte“ bekannt wurde.
Design, das bleibt: Bauhaus-Klassiker
Bruch mit allem Dagewesenen, radikales Neudenken – das prägende Motto im Bauhaus war „Form folgt Funktion“. Das ist nicht nur in den Leuchten, sondern vor allem auch in den Möbelstücken ganz deutlich erkennbar.
Vom bahnbrechenden Stahlrohrgestell, wie etwa beim Clubsessel B3 von Marcel Breuer, auch bekannt als „Wassily Chair“, aus dem Jahr 1925 über den S33 Freischwinger von Mart Stam aus dem Jahr 1926 bis hin zum Barcelona Chair von Ludwig Mies van der Rohe und Lilly Reich – kaum eine Epoche hat so viele Klassiker hervorgebracht, die sich über Jahrzehnte im öffentlichen und privaten Raum gehalten haben. Die Ästhetik des Bauhaus ist so in unseren Alltag übergegangen, dass uns oft gar nicht bewusst, in welcher namhaften Gesellschaft wir uns befinden.
Der Schritt nach Dessau brachte einige grundlegende Veränderungen für das Bauhaus mit sich und war zugleich der Gestaltungsraum, der die Stilrichtung so unverkennbar und zeitlos gemacht hat. Kunst und Handwerk in Einklang zu bringen und für alle zugänglich zu machen – dieser Ansatz ist heute aktueller denn je. Genau so wie die Entwürfe, die unsere Wohnzimmer zieren.